Mein Gott, Handy!
Mein iPhone schläft nie. Es schlummert hell wach und wacht über mich. Dann. Totalabsturz. Panik, Durchatmen, Besinnung: Bei einem „personal home computer“ kann das ja mal passieren. Halb so schlimm. Kurz warten, anschalten. „PIN eingeben“. „Ungültige PIN Noch 2 Versuche“. „Ungültige PIN Noch 1 Versuch.“
!!! ohnemichalsFaktotmiteinzubeziehenverbarrikadiertsichmeinLeben !!!
Mein Gott, Handy, wo bist du? Was bin ich ohne Anschluss? Was bin ich ohne Handy?
Das Handy, das Smartphone, hat den Planeten Erde infiltriert, erobert. In kürzester Zeit, ohne gegen eine Handvoll tatsächlicher Gegner, Kritiker, Skeptiker kämpfen zu müssen. Hintertückisch, einschmeichelnd, verlockend machte es den Erdenbewohner Mensch glauben, Leben wäre ohne es nur weniger lebenswert. Es ist schon phänomenal, dass wenn einer – gemeint Steve Jobs – sagt, er hätte das Handy neu erfunden, ein Handy, das revolutionär sei und Geschichte schreiben würde, ein Hype losgetreten wird, der – einmal ins Rollen gebracht – endlos zu sein scheint. Man könnte gar von einer Massenformierung durch die Versammlung unter dem Dach Apple und unter der Leitung eines einst Hirten und nun Heiligen – wieder gemeint Steve Jobs – sprechen.
Ist dieses Gerät nun Masse oder Individuum. Oder vermassende Individuation? Oder etwa individualisierte Masse?
Nun, zum einen entwickelte insbesondere das iPhone mitunter eine solche kathartische Wirkung, weil es Glauben macht, man könne dem Gerät „sein Gesicht“ verleihen und aus einem Massenprodukt ein Stück „Ich“ kreieren. Anders herum gedacht könnte man auch von einer Entindividualisierung in der Masse ausgehen, wenn man bedenkt, dass unser Interesse an der Erkennbarkeit von Individualität und der Vielfalt an Individuen und ihren Lebensweisen nur deshalb so groß ist, weil es uns die eigene Position zu formulieren hilft. Möglicherweise sind wir User auch das Ergebnis einer Technologie, die versteckt Verschiedenheiten zurückdrängt und Freiheit als Freiheit der Gleichartigkeit, der Masse bestimmt, im Rahmen derer sich der Einzelne erst als Individuum definieren kann.
Wie man es dreht und wendet – vermassende Individuation/individualisierte Masse oder Möglichkeitsfelder der Persönlichkeitsherausbildung: Es macht süchtig, wie ein süßes Gift, macht abhängig. Freiheit und Kontrolle, Bedrohung und Erlösung, ich liebe mein Handy, ich hasse mein Handy: Es lässt mich Welten betreten und Welten mich betreten. Macht zu Weltenbummler, Weltenwandler. Lässt mich dortzulande und hierzulande, diesseits und jenseits leben und erleben. Und was ist mit dem Hier und Jetzt frage ich mich? In jedem öffentlichen Verkehrsmittel ist eine Abkehr vom Hier und Jetzt, eine Flucht in die digitale Sphäre zu beobachten, um der jeweiligen Situation zu entfliehen. „Liebes Kind, mit diesen Kopfhörern auf dem Ohr und dieser lauten Musik bekommst du doch gar nicht mit, was um dich herum passiert!“ – „Ja Mutter, genau deshalb höre ich sie.“
Ist die Welt zukünftig im Gerät, weil die Welt dort lebendiger, lebensnäher, vertrauter scheint? Welche wird dann die echte Welt sein?
Wird uns die Welt im Gerät in unserem hiesigen Leben verrückt werden machen?
Man muss sich nur mal die zunehmende Ungeduld mit den Dingen vor Augen führen. Die Tücke der Beschleunigung macht unersättlich und vergessen, dass es an schierer Unmöglichkeit grenzt, etwas gefälligst sofort zu bekommen. Was gestern noch flott schien, ist heute eine schiere Zumutung. Geht schneller als in Echtzeit oder ist Sofortheit, wie sie uns das Smartphone mit all seinen Eigenschaften postuliert, eine Illusion, die im Hier und Jetzt so nicht gelebt werden kann?
Obendrein verlieren wir die Fähigkeit, allein mit uns selbst zu sein. Fünfminütiges Schlangestehen an der Supermarktkasse: Panikattacke. Wie wildes Herumtippen auf dem Handy. Kann der Mensch keine alleinigen, kurzzeitigen Gedankenspaziergänge mehr unternehmen?
Meine Güte, und als nächstes reden wir nicht mehr mit anderen Menschen, sondern nur noch mit Freund Handy…
Denn Freund Handy kleiden wir schließlich auch in neue Mäntelchen und machen ihm mit dem tollsten Klingelton eine Freude.
Mein Gott, Handy – für und in die Masse geboren.
Bin ich noch Nutzer? War ich jemals Nutzer?
!!! ohnemichalsFaktotmiteinzubeziehenverbarrikadiertsichmeinLeben !!!
Mein Gott, Handy, wo bist du? Was bin ich ohne Anschluss? Was bin ich ohne Handy?
Das Handy, das Smartphone, hat den Planeten Erde infiltriert, erobert. In kürzester Zeit, ohne gegen eine Handvoll tatsächlicher Gegner, Kritiker, Skeptiker kämpfen zu müssen. Hintertückisch, einschmeichelnd, verlockend machte es den Erdenbewohner Mensch glauben, Leben wäre ohne es nur weniger lebenswert. Es ist schon phänomenal, dass wenn einer – gemeint Steve Jobs – sagt, er hätte das Handy neu erfunden, ein Handy, das revolutionär sei und Geschichte schreiben würde, ein Hype losgetreten wird, der – einmal ins Rollen gebracht – endlos zu sein scheint. Man könnte gar von einer Massenformierung durch die Versammlung unter dem Dach Apple und unter der Leitung eines einst Hirten und nun Heiligen – wieder gemeint Steve Jobs – sprechen.
Ist dieses Gerät nun Masse oder Individuum. Oder vermassende Individuation? Oder etwa individualisierte Masse?
Nun, zum einen entwickelte insbesondere das iPhone mitunter eine solche kathartische Wirkung, weil es Glauben macht, man könne dem Gerät „sein Gesicht“ verleihen und aus einem Massenprodukt ein Stück „Ich“ kreieren. Anders herum gedacht könnte man auch von einer Entindividualisierung in der Masse ausgehen, wenn man bedenkt, dass unser Interesse an der Erkennbarkeit von Individualität und der Vielfalt an Individuen und ihren Lebensweisen nur deshalb so groß ist, weil es uns die eigene Position zu formulieren hilft. Möglicherweise sind wir User auch das Ergebnis einer Technologie, die versteckt Verschiedenheiten zurückdrängt und Freiheit als Freiheit der Gleichartigkeit, der Masse bestimmt, im Rahmen derer sich der Einzelne erst als Individuum definieren kann.
Wie man es dreht und wendet – vermassende Individuation/individualisierte Masse oder Möglichkeitsfelder der Persönlichkeitsherausbildung: Es macht süchtig, wie ein süßes Gift, macht abhängig. Freiheit und Kontrolle, Bedrohung und Erlösung, ich liebe mein Handy, ich hasse mein Handy: Es lässt mich Welten betreten und Welten mich betreten. Macht zu Weltenbummler, Weltenwandler. Lässt mich dortzulande und hierzulande, diesseits und jenseits leben und erleben. Und was ist mit dem Hier und Jetzt frage ich mich? In jedem öffentlichen Verkehrsmittel ist eine Abkehr vom Hier und Jetzt, eine Flucht in die digitale Sphäre zu beobachten, um der jeweiligen Situation zu entfliehen. „Liebes Kind, mit diesen Kopfhörern auf dem Ohr und dieser lauten Musik bekommst du doch gar nicht mit, was um dich herum passiert!“ – „Ja Mutter, genau deshalb höre ich sie.“
Ist die Welt zukünftig im Gerät, weil die Welt dort lebendiger, lebensnäher, vertrauter scheint? Welche wird dann die echte Welt sein?
Wird uns die Welt im Gerät in unserem hiesigen Leben verrückt werden machen?
Man muss sich nur mal die zunehmende Ungeduld mit den Dingen vor Augen führen. Die Tücke der Beschleunigung macht unersättlich und vergessen, dass es an schierer Unmöglichkeit grenzt, etwas gefälligst sofort zu bekommen. Was gestern noch flott schien, ist heute eine schiere Zumutung. Geht schneller als in Echtzeit oder ist Sofortheit, wie sie uns das Smartphone mit all seinen Eigenschaften postuliert, eine Illusion, die im Hier und Jetzt so nicht gelebt werden kann?
Obendrein verlieren wir die Fähigkeit, allein mit uns selbst zu sein. Fünfminütiges Schlangestehen an der Supermarktkasse: Panikattacke. Wie wildes Herumtippen auf dem Handy. Kann der Mensch keine alleinigen, kurzzeitigen Gedankenspaziergänge mehr unternehmen?
Meine Güte, und als nächstes reden wir nicht mehr mit anderen Menschen, sondern nur noch mit Freund Handy…
Denn Freund Handy kleiden wir schließlich auch in neue Mäntelchen und machen ihm mit dem tollsten Klingelton eine Freude.
Mein Gott, Handy – für und in die Masse geboren.
Bin ich noch Nutzer? War ich jemals Nutzer?
Veritas veritas - 12. Jan, 12:00