EVENT MACHT GLAUBE
Als Jesus vor zweitausend Jahren in Jerusalem einzog, tat er dies ohne Glanz und Gloria. Der Papst, das Oberhaupt, der Hirte des katholischen Glaubens lässt sich nach wochenlangen, monatelangen, hie und da jahrelangen Vorankündigungen unter lautstarkem Jubel und Akklamation von einem Millionenpublikum begrüßen und feiern. So unter anderem 2000 in Rom (2 Mio. Teilnehmer), 2005 in Köln (1,1 Mo. Teilnehmer) , 2008 in Sydney (0,4 Mio. Teilnehmer) und 2011 in Madrid (1,7 Mio. Teilnehmer). [1]
Der Weltjugendtag. Ein zum größten Teil mediatisiertes Millionen-Event, eine religiöse, hybride Veranstaltung, die kirchliche Liturgie, Seelsorge und abenteuergleiche Erlebnisse in sich vereint und in der Mischung sakraler und profaner Bestandteile eine eigenständige Form festlicher Erfahrung etabliert; eine Begegnung mit der „heiligen Wirklichkeit“ möglich macht. Durch eventförmige Glaubensinszenierung werden sowohl Gläubige als auch Kirchen-kritische Jugendliche angesprochen Miteinander zu sein, Teil der katholischen Weltgemeinschaft und Glied einer großen Kette zu werden, die alle und alles zusammenhält.
Dem lawinenartigen Verlust an christlichen Anhängern, so scheint es mir, stemmen sich die Veranstalter mit einer inszenierten „Einheitsfiktion“ entgegen. Der Weltjugendtag wurde zu einer riesen Party-Meile gemodelt. Was einst unversöhnlich galt – Weltliches und Heiliges, Spaß und Geistigkeit – fügen die Jugendlichen nach ihrer Fasson zusammen, um die Weltjugendtagsgemeinschaft mit Luftschlangen-dekorierten Kreuzen, marienverzierten, mammuthaften Handschuhen, Sicherheitswesten mit Papstbild, Jesus-Brandings, Bob Marley-Flaggen und lauter Musik zu erleben und zu zelebrieren. In welchen Maßen die Popkultur Einkehr in das katholische Glaubensfest nimmt, zeigt sich nebstdem an der ungehemmten Begeisterung bei den glanzvollen und glorreichen Auftritten des Papstes. Kopfsenken, Kniefall, Demut, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Stille und Andacht wichen schallendem Freudengeschrei, Applaus und Verzückung.
Wird hier noch gleich Justin Bieber erwartet oder doch der Papst?
Dass die bis dato abstrakte Gemeinschaft der katholischen Kirche als eine erlebte, inter- und multikulturelle Gemeinschaft erfahrbar wird, leuchtet mir ein. Doch heißt das auch gleichzeitig, dass die Institution Kirche die zahlreichen Gestalten und Ausmalungen des Glaubens respektiert, toleriert und jugendliche Religiosität in keine einfache und vor allem einzig wahre Denkschablone zu pressen versucht? Ist der Weltjugendtag ein erster Schritt – der vor allen Dingen nicht sonderlich schmerzhaft ist – in Richtung Zeitgeist? Oder ist der Klerus gezwungen diesen Schritt zu gehen, denn schließlich ist eine Lawine, einmal im Rollen, so gut wie nicht zu stoppen.
In Zeiten der Eventkultur bedarf es unausweichlich der Transformation des Religiösen und seiner integrativen Kraft. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ein umjubelter Auftritt des Kirchenoberhauptes, der heilig und ruhmreich in seinem Kleid verzaubert, spirituelle Tiefe erahnen lässt, predigt und eine auratische und charismatische Heiligkeit ausstrahlt, ob ein solcher Mann nachhaltig nicht nur wieder für eingefahrene und einschränkende Vorschriften, Regeln und Normen steht. Für den katholischen Glauben.
Und nach Tagen des Zusammenseins unter Gleich- und Wohlgesinnten, wird der Glaube dann wieder invisibilisiert, privatisiert, und – wenn auch beim Weltjugendtag vielfältig und bunt – im grauen, stillen Kämmerlein (weiter)gelebt?
[1] Vgl. Die Geschichte des Weltjugendtag
http://www.world-youth-day.org/geschichte.html (abgerufen am 06.01.2013)
Der Weltjugendtag. Ein zum größten Teil mediatisiertes Millionen-Event, eine religiöse, hybride Veranstaltung, die kirchliche Liturgie, Seelsorge und abenteuergleiche Erlebnisse in sich vereint und in der Mischung sakraler und profaner Bestandteile eine eigenständige Form festlicher Erfahrung etabliert; eine Begegnung mit der „heiligen Wirklichkeit“ möglich macht. Durch eventförmige Glaubensinszenierung werden sowohl Gläubige als auch Kirchen-kritische Jugendliche angesprochen Miteinander zu sein, Teil der katholischen Weltgemeinschaft und Glied einer großen Kette zu werden, die alle und alles zusammenhält.
Dem lawinenartigen Verlust an christlichen Anhängern, so scheint es mir, stemmen sich die Veranstalter mit einer inszenierten „Einheitsfiktion“ entgegen. Der Weltjugendtag wurde zu einer riesen Party-Meile gemodelt. Was einst unversöhnlich galt – Weltliches und Heiliges, Spaß und Geistigkeit – fügen die Jugendlichen nach ihrer Fasson zusammen, um die Weltjugendtagsgemeinschaft mit Luftschlangen-dekorierten Kreuzen, marienverzierten, mammuthaften Handschuhen, Sicherheitswesten mit Papstbild, Jesus-Brandings, Bob Marley-Flaggen und lauter Musik zu erleben und zu zelebrieren. In welchen Maßen die Popkultur Einkehr in das katholische Glaubensfest nimmt, zeigt sich nebstdem an der ungehemmten Begeisterung bei den glanzvollen und glorreichen Auftritten des Papstes. Kopfsenken, Kniefall, Demut, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Stille und Andacht wichen schallendem Freudengeschrei, Applaus und Verzückung.
Wird hier noch gleich Justin Bieber erwartet oder doch der Papst?
Dass die bis dato abstrakte Gemeinschaft der katholischen Kirche als eine erlebte, inter- und multikulturelle Gemeinschaft erfahrbar wird, leuchtet mir ein. Doch heißt das auch gleichzeitig, dass die Institution Kirche die zahlreichen Gestalten und Ausmalungen des Glaubens respektiert, toleriert und jugendliche Religiosität in keine einfache und vor allem einzig wahre Denkschablone zu pressen versucht? Ist der Weltjugendtag ein erster Schritt – der vor allen Dingen nicht sonderlich schmerzhaft ist – in Richtung Zeitgeist? Oder ist der Klerus gezwungen diesen Schritt zu gehen, denn schließlich ist eine Lawine, einmal im Rollen, so gut wie nicht zu stoppen.
In Zeiten der Eventkultur bedarf es unausweichlich der Transformation des Religiösen und seiner integrativen Kraft. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ein umjubelter Auftritt des Kirchenoberhauptes, der heilig und ruhmreich in seinem Kleid verzaubert, spirituelle Tiefe erahnen lässt, predigt und eine auratische und charismatische Heiligkeit ausstrahlt, ob ein solcher Mann nachhaltig nicht nur wieder für eingefahrene und einschränkende Vorschriften, Regeln und Normen steht. Für den katholischen Glauben.
Und nach Tagen des Zusammenseins unter Gleich- und Wohlgesinnten, wird der Glaube dann wieder invisibilisiert, privatisiert, und – wenn auch beim Weltjugendtag vielfältig und bunt – im grauen, stillen Kämmerlein (weiter)gelebt?
[1] Vgl. Die Geschichte des Weltjugendtag
http://www.world-youth-day.org/geschichte.html (abgerufen am 06.01.2013)
Veritas veritas - 8. Jan, 12:12